Kommentar zu Cancún: Griffiges Abkommen blockiert

Kommentar von Philipp Zimmermann

 

Die Klimakonferenz in Cancún ist doch noch mit einer gemeinsamen Erklärung zu Ende gegangen, obwohl dafür die demokratischen Regeln ausgehebelt und der Widerstand Boliviens übergangen werden mussten. Die wichtigen Entscheidungen zur Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels werden einmal mehr verschoben – trotzdem klopfen sich alle auf die Schultern, weil man sich auf eine 'substantielle Verringerung' der weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2050 und eine Erderwärmung von höchstens 2 Grad geeinigt hat. Dies soll mittels eines Weltbankfonds für grünes Wachstum geschehen, aus dem sich Entwicklungsländer bedienen können, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Kaum ein Wort zu den Ursachen der Klimaveränderungen, ausser dass sie 'wahrscheinlich vom Menschen verursacht' werden. Um kritische Stimmen und vom Untergang bedrohte Inselstaaten zu beschwichtigen, legte man fest, dass man in den nächsten Jahren diskutieren will, ob man die Erwärmung nicht doch lieber auf 1,5 Grad beschränken möchte. Nur eine einzige Delegation stellte sich konsequent auf den Standpunkt, dass es sinnlos ist, abstrakt über Grade zu diskutieren, wenn man die Staaten nicht zu einschneidenden Veränderungen verpflichtet. Der Leiter der bolivianischen Delegation, Pablo Solón, sagte: 'Wir sind Vertreter eines kleinen Landes, aber Vertreter eines Landes mit Prinzipien.' Schon am Donnerstag hatte Präsident Evo Morales erklärt, Bolivien nehme an der Konferenz teil, 'um die Natur, die Wälder, den Planeten zu retten.' Auf einer Demonstration rief er: 'Wir sind nicht hier, um die Natur in eine Ware zu verwandeln. Wir sind nicht gekommen, um den Kapitalismus mit der Schaffung von Märkten für Zertifikate wiederzubeleben.' Bolivien hat Wort gehalten, ist zu seinen Prinzipien gestanden und wurde dafür von der Konferenzleitung übergangen, um ein Scheinabkommen zur Zufriedenheit der Industrienationen und zur Beruhigung der Entwicklungsländer zu ermöglichen. Und während sich nun alle bis zur nächsten Konferenz auf die Schultern klopfen, macht sich Bolivien an die Planung einer zweiten 'Weltkonferenz der Völker über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde', wo ein echter Rettungsplan für die Völker dieser Welt ausgearbeitet werden soll. Es bleibt zu hoffen, dass bei der nächsten Verhandlungsrunde im südafrikanischen Durban Ende 2011 einige der 193 anderen Staaten ihre Blockadehaltung aufgeben und sich den Bemühungen Boliviens anschliessen werden.